Die Herstellung von Jeanshosen galt lange als Dirty Business. Die Herstellung war ganz und gar nicht sauber. Sie verschmutzte die Umwelt mit ins Wasser abgeleitete Chemikalien, hatte einen extremen Wasserverbrauchund die gesundheitlichen Folgen für Arbeiter, die den Used Look anwendeten, waren gar nicht gut.
Zudem kam dazu, dass der Umgang mit Jeanshosen von den Kunden recht blauäugig angegangen wurde. Jeanshosen wurden gekauft, aber nicht getragen. So landeten Sonderangebote, die nicht richtig passen wollten und nur gekauft wurden, weil sie den Trend entsprachen, schnell im Schrank. Dort versauerten sie, bis sie irgendwann weggeschmissen wurden.
Leider ist dieser Umgang mit der Mode oft der Fall. Trendige Mode wird gekauft, weil sie cool aussieht, aber nicht unbedingt, weil sie passt. Damit sollte jetzt Schluss sein und ihr könnt dafür etwas tun. Kauf nur Mode, die ihr auch wirklich tragen wollt! Dann habt ihr mehr Platz im Kleiderschrank und eine weniger verschmutzte Umwelt.
Zudem spart ihr Geld, wenn ihr nur auf hochwertige und nachhaltige Kleidung setzt. Dafür gebt ihr am Anfang zwar mehr Geld aus, habt aber auch länger etwas von euren Lieblingsstücken und müsst nicht ständig wieder neue Kleidung kaufen. Insbesondere der Umgang mit Jeanshosen sollte dabei überdacht werden.
Doch heute hat sich das Leben der Jeanshosen verändert. Sie sind noch immer trendy, kultig, robust, und wandelbar, nur dass sie jetzt auch ganz modern mit der Umwelt umgehen. Neuste Techniken der großen Hersteller sorgen für mehr Nachhaltigkeit in Sachen Denim.
Die Ära der Jeanshose ist noch lange nicht zu ende. Ein Umdenken in der Denim Branche findet statt. Wir werfen heute einen Blick auf die Neuheiten, die die großen Labels für euch bereithalten. Darüber hinaus zeigen wir euch noch ein paar Jeanslabels, die einen grünen Daumen und innovative Ideen haben. Diese Jeans tun der Umwelt gut!
Wie sieht die Zukunft der Jeanshosen aus?
Auch wenn der Denim Markt in den letzten zwei Jahren einen herben Rückschlag erleiden musste, zeigt die Prognose doch an, dass er bis 2022 stetig wachsen soll. Neue Jeanslabel schießen nur so aus dem Boden und das vor allem, weil sie sich nun mit Nachhaltigkeit befassen. Umweltschutz wird nun auch von den großen Labels erkannt und Nachhaltigkeit groß geschrieben.
Es muss sich etwas ändern, denn die Umstände wurden schon zu lange Zeit geduldet. Oft fehlte auch die Aufklärung, sich überhaupt mit der Sache zu befassen, denn Umweltschutz war früher nur etwas für sogenannte Ökos.
Doch wie gestaltet sich die Zukunft von trendigen Hosen wie Skinny Jeans, Tapered Jeans, Boyfriend Jeans und Co.? Immer mehr Jeanslabels kündigten an, dass sie nur noch recycelte und ökologische Baumwolle verwenden wollen. Das ist gut, aber nicht genug. Gerade bei den Waschverfahren hing nämlich die Öko- Bilanz, denn hier wurden Unmengen an Wasser verbraucht.
Levi´s, einer der größten Jeansanbieter weltweit, möchte dieses Problem nun aus der Welt schaffen. Das Label rief schon vor einigen Jahren das „Water less“ Motto aus und hielt sich seitdem auch daran. Dabei werden nun bis zu 96 Prozent weniger Wasser bei der Herstellung von Jeans verwendet.
Dem, was Levi´s ins Rollen gebracht hat, ist nichts hinzuzufügen. Die großen Denim Labels beginnen mit dem Umdenken und das ist toll. Was sie im Einzelnen für die Umwelt tun und welche Behandlungen nun als Innovation bald zum Standard in der Jeans- Herstellung verwendet werden sollen, verraten wir euch jetzt.
Welche Denim Behandlungen sind innovativ?
Zuletzt begeisterte G-Star Raw mit einer neuen Technologie. Die niederländische Marke brachte nach eigenen Angaben die „bislang umweltverträglichste Jeans“ heraus. Dabei greifen sie auf das Cradle to Cradle (Wiege zu Wiege) Prinzip zurück. Da die Natur keinen Müll produziert, versuchen sie auch keinen Müll zu produzieren und ihn möglichst zu vermeiden.
So sind rund 98 Prozent einer Elwood Jeans von G-Star Raw wiederverwertbar. Zudem wurde mit Partnern das bislang sauberste Verfahren der Welt zur Färbung von Indigo entwickelt. Dabei kommen 70 Prozent weniger Chemikalien zum Einsatz und gefärbt wird größtenteils mit recycelten Pflanzenfasern. Außerdem wird das benutzte Wasser aufgefangen und wiederverwendet. Auch bei den anschließenden Waschverfahren werden 98 Prozent des Wassers wieder aufgefangen, die zwei Prozent verdampfen.
Ähnlich gut sind auch die neuen Methoden, um einen Vintage Look zu erschaffen. Die großen Labels haben dabei ganz eigene Vorstellungen von einem schönen Vintage Look und bringen diesen auf unterschiedliche Art und Weise auf die Kleidungsstücke auf.
So hat Diesel mit dem „Ice Blasting“ eine innovative Methode entwickelt, um den Look der Sandstrahlen zu imitieren. Zur Erinnerung: Sandstrahlen sind nicht gut für die Umwelt und für die Arbeiter, die sie auftragen müssen und mit der neuen Methode werden beide geschützt. Für das „Ice Blasting“ wird eine Art Hochdruckspritzer mit Trockeneis gefüllt. Es hat den gleichen Effekt wie Sandstrahlen, ist aber schonender.
Bei Levi´s gibt es seit letztem Jahr den revolutionären „F.L.X. Prozess“. Bei diesem handelt es sich um eine Nachbehandlung, die den Vintage Look imitiert. Gerade einmal 90 Sekunden braucht ein Arbeiter für den Vintage Look mit der neuen Methode. Früher hätte er zehn Minuten an einer Hose gesessen und dabei auch noch seine Gesundheit gefährdet.
Doch welche Waschungen sind wirklich umweltschonend?
Allen voran ist Raw Denim immer eine gute Idee. Die Jeans kommt komplett unbehandelt zu euch nach Hause und zählt damit natürlich zu den nachhaltigen Varianten. Sie wurden nicht gewaschen, hat keinen Used Look oder ähnliches bekommen und ist auch nicht mit irgendwelchen Chemikalien in Berührung gekommen. Einzig und allein der Denim wurde in einem schönen Indigo gefärbt.
Doch auch andere Jeanshosen können sich sehen lassen. Es kommt allerdings immer auf die Techniken in der Waschung an. So gibt es neuerdings viele Labels die mit Laser oder Ozon arbeiten, was umweltschonender ist als eine normale Waschung und auch noch Wasser spart. Die Denim Industrie verbessert sich stetig und hat in Sachen Umweltschutz langsam die Nase vorn.
Neben einer sauberen Produktion sollte aber auch bei allem anderen Wert auf Umweltschutz gelegt werden. So hat das holländische Label Mud Jeans ein Leasing Modell mit Jeanshosen entwickelt. Für 7,50 Euro im Monat können Jeans im Abo ausgeliehen werden. Nach einem Jahr könnt ihr die Jeanshose entweder behalten oder sie gegen eine Neue austauschen. Die alte Jeans wird dann geschreddert und wiederverwendet als Bio-Baumwolle.
Auch die Organisation Parley for the Oceans tut etwas für die Umwelt. Sie sammeln Plastik aus der Natur heraus, um Garne für die Nähte herzustellen. Bei Everlane in Los Angeles werden Stoffreste genutzt, um Ziegelsteine für den Wohnungsbau zu produzieren. Es wird nichts weggeschmissen und immer wieder recycelt.
Doch Trends kommen und gehen. Was kann man tun, damit die Jeanshose, die jetzt gekauft wird, später auch noch getragen werden kann? Viele Jeanshosen landen nämlich in der Tonne, weil sie nicht mehr den neusten Trends entsprechen oder nicht mehr passen. Was könnt ihr gezielt dagegen tun?
Zum Einen könnt ihr auf Klassiker im Jeanshosen- Bereich setzen. Straight Leg Jeans, Skinny Jeans, Bootcut Jeans oder auch Mom Jeans werden sicherlich nie out sein. Zum Anderen hatte Levi´s eine gute Idee. Aus der Form gekommene Jeanshose, kaputte Jeans und zu klein oder zu groß gewordene Jeanshosen lassen sich jetzt ganz einfach reparieren und umändern.
In den Tailor Shops könnt ihr vor Ort eure Jeanshosen abgeben und sie entsprechend anpassen lassen. Auch neueste Trends können hier umgesetzt werden. So könnt ihr in einem Jahre die Hose gekrempelt tragen (mit fester Naht, damit die Krempelei auch oben bleibt) und im nächsten Jahr wieder eine lange Jeans besitzen.
Welche Denim Labels tun Gutes für die Umwelt?
Heute wollen wir euch noch einmal drei Labels vorstellen, die etwas Gutes für die Umwelt tun und helfen, die Welt wieder zu einem besseren Ort zu machen.
Wunderwerk – GOTS- zertifizierte Bio- Baumwolle
Das Label Wunderwerk bietet euch Jeansjacken, aber auch Jeanshosen und andere Kleidung an, die aus GOTS- zertifizierter Bio- Baumwolle hergestellt wird. Um sicher zu gehen, dass auch die besten und ökologischsten Ergebnisse erzielt werden, geht das Düsseldorfer Label zu allen Produktionsstätten und Nähereien vor Ort.
Bis zu fünf mal im Jahr wird geprüft, ob alles in Ordnung ist und nur dann wird weiter produziert. Vorbildlich! Jeansjacken gibt es ab 170 Euro und Jeanshosen ab 120 Euro. Auch Kleider, Blusen, Strickware und T-Shirts werden angeboten und das für Männer und Frauen.
Gebrüder Stitch – Jeans nach Maß
2010 beschlossen die Gebrüder Stitch aus Wien etwas komplette Neues und Eigenes zu machen. Sie kamen vorher aus dem Marketing- Bereich und wollten sich von überflüssigem Hab und Gut verabschieden.
In Selfmade- Man- Methode eigneten sie sich in kurzer Zeit alles Wissen rund um Denim an. Dieses Wissen ließen sie dann in das Denim Label Gebrüder Stitch fließen und haben seit 2010 ihr eigenes Label. Das Denim Label beschäftigt sich eingängig mit der Herstellung von Jeans, benutzt nur Bio- Baumwolle und setzt auf eine lokale Produktion.
Dadurch wird die Umwelt durch weite Transportwege nicht länger verschmutzt. Außerdem könne die Gebrüder Stitch immer ein Auge auf ihre Kollektionen werfen, wann immer sie es wollen. Die Jeanshosen werden von Hand gefertigt und sind dabei kleine Unikate und Kunststücke. Dementsprechend sind sie auch etwas teurer als normale Jeanshosen aus der Massenproduktion, aber jeden Cent wert.
Wenn ihr Interesse an solch eine Jeans habt, solltet ihr bei ihnen im Laden vorbeischauen. Dieser heißt übrigens Arschsalon (Ja, wirklich!). Dort gibt es Musterhosen und ihr könnt nach Bedarf Maß nehmen lassen. Die Jeans selbst gibt es nur im Salon und nirgends sonst zu kaufen.
Freitag F-ABRIC – Kompostierbare Jeanshosen
Zuletzt werfen wir noch einen Blick auf das Label Freitag. Die Brüder Markus und Daniel Freitag aus der Schweiz hatten schon vor Jahren die Idee, robuste Taschen aus LKW-Plane herzustellen. Nun kam ihnen eine neue Idee: Sie haben ihre erste Apparel Kollektion gelauncht unter dem Namen Freitag F-ABRIC.
In dieser Kollektion sind wenige, ausgewählte Teile zu finden, die aus nachhaltigen Materialien wie Hand, Bast und Modal entstanden sind. Die Kollektion kam vor rund einem Jahr super an und deswegen kamen die Jungs auf die Idee, eine eigene Denim Linie auf den Markt zu bringen.
Die Jeanshosen von Freitag F-ABRIC setzen auf Öko- Standards. Sie werden ausschließlich aus nachhaltigen Bastfasern gefertigt. Dabei werden Leinen und Hand zum Einsatz gebracht. Der Handanbau, die Produktion und die Färbeprozesse finden alle in Europa statt, wodurch die Transportwege gering gehalten werden können. Das spart den Co2-Austoß, der bewusst gering gehalten wird.
Der Clou dabei ist aber, dass die Jeanshosen zu 100 Prozent natürlich abgebaut werden können. Sie kompostieren sich quasi selbst. Freitag F-ABRIC setzte noch einen drauf und kam zur Wort- Kreation PRÊT-À-COMPOSTER. Ab 190 Euro könnt ihr die kompostierbaren Jeanshosen in Indigo- Blau und tiefem Schwarz über den Onlineshop des Labels erstehen.